10 Thesen zum Publishing 4.0
Die Studie »Publishing 4.0 – Chancen, Anforderungen, Konzepte. Cross-, Hybrid-Media und Digital Content-Services« von Prof. Dr. Svenja Hagenhoff, Jörn Fahsel und Erhardt Heinold steht ab jetzt auf dem OPUS-Server zum Download zur Verfügung.
Digitalisierung, Transformation, Algorithmisierung, Automatisierung, Amazonisierung, Künstliche Intelligenz, Blockchain-Revolution, und on Top auch noch Publishing 4.0. Ist das der nächste Hype, geht das wieder weg, oder liegt hier etwas von größerer Substanz vor?
Mit der vorliegenden Ausarbeitung haben wir den Versuch unternommen, aus der großen Fülle von diffusen Partikularphänomenen unter der Hülle einer zunächst auch noch vagen Idee von Publishing 4.0 größere Linien und Paradigmen herauszuarbeiten. Diese präsentieren sich in 10 Thesen, die jeweils das Behauptete zunächst generisch einordnen und anschließend eine Übertragung auf die Domäne der Publishing Industry versuchen.
Die Ausarbeitung versteht sich als Denkzeug. Sie liefert Informationen zu Theorien, Paradigmen und Konzepten und Instrumenten, die genutzt werden können, um angesichts diffuser neuer Optionen in der »Digitalwelt« die Köpfe anzuregen oder auch aufzuräumen. Manche Thesen kommen vielleicht gewagt um die Ecke und lösen einen gut eingeübten »Wie soll das denn gehen«-Reflex aus. Manchmal geht das aber schon (z.B. das Process2Application-Paradigma), wie uns mutige Akteure der Verlagsbranche vormachen. Manchmal wissen wir auch noch nicht ob das geht. Solche Thesen sind dann eher eine (sehr anstrengende) Übung im Denken in Möglichkeiten. Andere Thesen liefern ggf. die hier und da auch mal verloren gegangene Bodenhaftung. Bevor man sich Geschäftsmodelle auf der Basis von ganz, ganz vielen Daten ausdenkt, ist es hilfreich, über Daten, ihre Beschaffenheit und ihre Qualitätseigenschaften einmal nachzudenken. Das liest sich langweilig. Ist es auch.
Wie sind wir vorgegangen? Wir haben uns auf wissenschaftlicher Seite mit der ein oder anderen Theorie und dem ein oder anderen Paradigma beschäftigt, die wir vor allem aus dem Kontext der Technik- und der Wirtschaftswissenschaften kennen, und die Frage gestellt, ob und wie das für die spezifische Domäne Publishing Industry fruchtbar gemacht werden könnte. Den kontinuierlichen Prüfstein lieferte die Praxis. Sie liefert auch Herausforderungen und Probleme, für die Denkzeug und konkrete Lösungen benötigt werden. Zahlreiche Fallstudien aus der Branche, aber auch solche aus anderen Domänen mit aber vergleichbaren Problemstellungen sind in unsere Beobachtungs- und Denkarbeit eingeflossen. In mehreren Evolutionsschleifen haben wir Gedanken aufgeworfen und verworfen, Beobachtungen neu sortiert. In guter wissenschaftlicher Manier, aber auch den aktuellen Ansätzen des Agilen folgend, sind wir nur vorläufig fertig damit. Die Ausarbeitung versteht sich daher nicht als abschließender, sondern als erster Wurf.
Unsere 10 Thesen
- Publishing 4.0 folgt dem Muster der Industrie 4.0.
- Von Hybridmedia zu Content-Services: Konsequente Kundenorientierung ist der Kern von Publishing 4.0.
- Bei Publishing 4.0 werden aus Nutzern Prosumenten und aus Wettbewerb Coopetition.
- Geschäftsmodelle bedingen Produkte und Prozesse.
- Produktvarianten bis hin zu individuellen Medienprodukten und Services brauchen Automatisierung, Standardisierung und Geschäftsprozessmodellierung.
- Inhalte müssen medienneutral, intelligent und maschinenlesbar aufbereitet werden.
- Publishing 4.0 hat Geschäftsmuster, die als Orientierung für die Strategieentwick- lung dienen können.
- Die bausteinbasierte Modellierung von Geschäftsmodellen und Geschäftsprozessen mit einfachen Standardsprachen bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Umset- zung von Publishing 4.0.
- Publishing 4.0 benötigt eine cloudbasierte und modulare IT für den gesamten Workflow vom Autor über Redaktion bis Leser bzw. Prosumenten.
- Publishing 4.0 bedeutet die Einstellung auf die permanente Veränderung von Kundenbedürfnissen, Wettbewerbsumfeld und Geschäftsmodellen.